Töne aus der StilleKomponist Markus Schönewolf liebt die Abgeschiedenheit

Manchmal wandert Markus Schönewolf durchs Bergische Land. Der Komponist und Hochschuldozent sucht Inspiration im Zwiegespräch mit der Natur. Die Wanderungen, die er in seinem Wohnort Kürten-Sülze startet, dauern meist mehrere Stunden. Schönewolf notiert sich Eindrücke, Gedanken, Ideen. Er wird sie später in seine Musik einfließen lassen. „Ich nehme einen Notizblock mit, um alles aufzuschreiben“, erklärt er. Stunden sind es, die er in der Ruhe des Bergischen Landes wandert, nach Biesfeld und Kürten, ins weite Tal der Sülz. Entstehen wird aus den Notizen Neue Musik, modern und hörbar. Oft sind es Werke voller Poesie, die von Musikkritikern als kraftvoll und suggestiv beschrieben werden.

Markus Schönewolf hält Seiten einer handschriftlichen Partitur.

Schönewolf ist ein Komponist, dessen Werke auf Festivals aufgeführt werden. Der Terminkalender ist voll, von Kürten aus zieht es ihn zu Aufführungen bis in die Schweiz und Österreich. „Wie viele Werke habe ich komponiert? Es werden 50 bis 60 sein“, überlegt er. Im Spätsommer, beim Münsterländer „Summerwinds“-Festival, dem größten für Holzblasinstrumente in Europa, steht die Uraufführung von Schwebungen an. Akkorde stellen poetisch inspirierte Variationen des Fliegens und Schwebens dar. Lineare Kräfte, prägnante Rhythmik und eine komplexe Mehrstimmigkeit prägen das Werk, beschreiben Kritiker. Weiche Musikwellen symbolisieren das Drücken von Watte – die Tonsprache des Komponisten ist ungewöhnlich.

Vor sieben Jahren ist Markus Schönewolf mit seiner Familie aus Köln aufs Land nach Kürten gezogen. Die Stille, die Abgeschiedenheit, dafür habe sich der Wohnortwechsel gelohnt. Er wohnt in einer kleinen Siedlung abseits der Landstraße, Wiesen und Wälder sind aus dem großen Fenster des Wohnzimmers zu sehen. Schönewolf sucht die Botschaft hinter der Komposition. Dafür zieht es ihn mit seinen Ideen in die Klausur. Ein Studier- und Komponierzimmer hat er sich daheim eingerichtet, nur wenige Quadratmeter groß. Ein Klavier zum Anspielen der Noten steht in dieser Klause. Schönewolf kann Stunden in dieser Abgeschiedenheit verbringen. Immer wieder geht er die Noten durch, schreibt auf, verwirft, denkt neu. Eine Komposition, bis sie im letzten Akkord abgeschlossen ist, braucht Monate.

„Bach ist der Olymp.“ Der Meister aus der Barockepoche ist für Schönewolf das Maß aller Dinge. Wuchtig und gewaltig ist die Bachsche Musik, die über die Jahrhunderte ihren Reiz erhalten hat. Anton Webern und Claude Debussy fühlt sich Schönewolf ebenfalls verpflichtet.

Früh kam der Komponist über seinen Vater, einen Klavierlehrer und Kirchenmusiker, in Kontakt zur Musik. Nach seinem Studium an der Kölner Musikhochschule (Komposition, Klavier, Tonsatz, Schulmusik und Hörerziehung) entschied er sich, auch als Dozent zu arbeiten.

Neue Musik solle gehört werden, aufgeführt werden, sagt Schönewolf. Das macht er am Donnerstag, 21. Juli, 19 Uhr, auch bei den Sommerkonzerten St. Marien in St. Nikolaus Dürscheid. Lieder in Bildern hat er ausgewählt, eine Komposition, der er avantgardistisch anmutende Gedichte beigefügt hat. Die zur Komposition entstandenen Bilder von Ernst-Martin Heel (Bonn) machen das Ganze zu einem umfassend sinnlichen Ereignis. Seine Musik zu den Zuhörern zu bringen, hat sich Markus Schönewolf vorgenommen.