Songs in PicturesSong Cycle for Soprano and Harp
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The songs in pictures, a synaesthetic work of art with lyric, painting and music, is an ode to beauty, beauty, as reflected in art, in the aesthetics of philosophy and religion, in the sublime nature. The floating-etheric tone of the harp combines with the pure, bright sound of the soprano voice and the highly expressive, large-format paintings, brings beauty to resonance, pours metaphors into tangible images and fragrances into sound.
The main theme of the cycle, a cycle of great emotional force, touching existential, philosophical, and natural-related contents.
The main theme is the ‘wandering’, and so it is often perceived as a younger sister of the Winter Journey of Müller and Schubert.
The pictures of natureodes*, poems, are taken from mythology, the Psalms, the Book of Job, but chiefly the impressions of nature, light and water, sounds, sweet smells of decay, moods and colors of the day Life to two days – days of wandering, astonishment, smelling, meditating on time and finiteness, also of the nightmares – and finally the dissolution.
“Songs in pictures”, the theme of the composition of Markus Schönewolf, fits directly into two aspects of the project of the same name conceived by him and the painter Ernst-Martin Heel: the images supplement and reflect the musical expression of the composition with the means of the fine arts. A strong suggestive effect can be experienced from composition and image directly, perhaps even increased to a “magical experience”. What one just mean to hear, one can look and find in the picture, and yet both are always in flux, even in the rather static picture. Thus ‘floating’ is certainly a predominant basic principle in Heel’s painting: delicate poetry, I-experience and powerful upheaval, natural and eruptive, chaos, microcosm and macrocosm in the opening endless time. And yet the supposed chaos is tamed, virtual harmonized.
“A piece full of lyrical, spherical and spiritual sounds.”
When one takes music and painting to a rational perspective, it becomes clear that both artists are striving to subdue the free impulses of a strictly ordered conception. The composition of the musical work and of the picture is not finished until this harmonization process has been achieved and the painter/composer feels it inside. Perhaps then something like beauty, something that reaches the listener, the viewer and mentally and emotionally, emerges. But this is precisely what makes the connection of this painting and this music possible. One should consider painting as if it were music. The titles of the pictures are sometimes only disturbing. They limit the scope and restrict. Painting should act as music, the surfaces, the colors as means, quasi as tones. The well-known German informal painter Professor Fred Thieler spoke of “corresponding experience” between the artist and the viewer. If there is no harmony here, then this is quite acceptable, but if you can open yourself to the composition and the image, it often becomes an inner experience that we are looking for in art.
In this sense, as mentioned above, one can regard the images as a reflection of the music of Schönewolf. In the paintings of the painter, on the other hand, there are innumerable ‘songs’ which, when they are admitted to the composition of Schönewolf, are quasi sound, and we feel it as music.
The linguistic image used in the libretto, poetically processed by Markus Schönewolf, then acts almost as a mediator between painting and music, and still retains its specific linguistic character.
* Naturode is a neologism – odes of nature.
Libretto
1. Naturode
Offen die Kammern
Und blasse
Rosenfinger malen
Rot die weite
Schale die
Vom Horizont
Mir zu sich bläut
Fliege
Schnepper
Flieg
Genhin das hohe
Blau
Bläue
Blauer dich dem
Himmel zu
Steig höher
Höher noch
So wirst du
Unsichtbar
Blass der blaue
Abendstern zu
Tage
Auf Grün flach
Sich aut
Sich aut
Am Quell
Das Dall
Dem dess Hirte
Selbst die Weid
– Der Hirte ist die Weide –
Und
Süßer noch als
Zedernduft
Der Tod weht
Ein Wild
Kranker Fuß im lichten
Schattenspiel des Glücks
Dort
Am Zederbaume
Mir
In unverklärter
Physis schwimmend
Füllt warm der Atemsaft ein
Zaudertraume
Es webt
Sobbt
Dräut
Es träumt mir
Es weint mich
Blaue Stunde
Kranichzug
Gott
Ist das schön!
2. Naturode
– Horch! Es singt so schön –
Linkshin
Die Höhle
Gähnt
Gähnt sie
Die Höhle
Linkshin
Gähnt sie
Offenhohl
Hilfe
Schon schluckt sie schwarz
Den Tau
3. Naturode
– Schweift der Blick –
„Fjadafa!“
Hindrüben
Die Nymphe
Am Bach
Wie Pfauen der glänzt
Ihm singt sie leise
Wellwalleweise
Hin zur Nacht
Die kommen nicht mag
So lang sie auch ruft
Schon fällt sie sacht
Der Tag auch nicht weicht
In Baches phallischen Schlaf
„Hab Acht!“
„Hab Acht!“
So’s Unheil hinschleicht
Darunten der Schlucht
„Hab Acht!“
„Hab Acht!“
4. Naturode – Verwünschung
Gesprochen. Mit großer Ruhe vorzutragen.
Nacht nun ist
*
Mit großer Heftigkeit vorzutragen. Ein Fluch.
Schattenschleier über Ätherblau
Verhüllt die Tiefen
Dunkle Decken
Und kranke Lider
Leere Höhlen
An Weberbaum
An Weberbaum
Schwarze Stute führt den Stuhl
Verwebt
Zum Eigentum der Dunkelheit
Die Wirklichkeit
Dies neide die Arachne
Gelte nicht
Behuf
Befind
Schlage Hind
Den Huf
Ins Aug
Und Fäll das Kind
Und Fallet
Bär
Orion
Siebenstern
Ostwind blase mächtig auf
Hallet
Hallet
Bahnenlauf
Und steig
Der Fliegen Herr
*
Mit großer Ruhe vorzutragen wie zuvor.
Falscher Färber spannt
Den Bogen fahl ins Grau
Und zersetzt der Hinde
– Saug –
Wolkenmilch geronnener Erinnerung
5. Naturode
– Die Nacht deckt finsterlich –
Sacht
Forscht
Schlafend sich
Der Geist
Angstpochend
Liegt
Das Herz
Schaumerwacht
6. Naturode – Betrachtung
Gesprochen.
Seele
Atme Welt
Heraußen
Schlafliegend ich wandle
Mir auf
Mich durch
Und quellend fließt es mich durch mein
Es riecht die Luft mich
Felsstehend ich warte
Und bin
Schau ich in mich selbst zurück
Blüht der Frühling in mir Blumen
Und Vögel ziehen nach den Wolken
Und in mir wächst
Ein Großer sprach’s*)
Der Baum
Seele
Atme Dich
Und schweig die Welt
Schmecke Erkenntnis
Geist
Ich Ich-Natur
Welt Ich – Ich-Welt – Ich Welt – Welt-Ich
Doch
…
Was ist
…
Du
*) Das Zitat „und in mir wächst der Baum“ entstammt Rainer Maria Rilkes Gedicht „Es winkt zu Fühlung fast aus allen Dingen“.
7. Naturode
Erwache
Erwache
Du Hinde Morgenröte
Zur Prälle nähr
In satten Saum
Den Tag
Erwache
Hinde
Steig auf
Entsteig den Huf
Des Auges Schlafeshöhle
Erwache
Erwache
Hinde
Steige auf
Und walle Bogen
Friede weite Welten
Neu singe sie
Der Morgenstern
Berühr die Welt
Zur Farbe
8. Naturode
Fliege
Schnepper
Flieg
Genhin das hohe
Blau
Bläue
Blauer dich dem
Himmel zu
Schon bist du unsichtbar!
9. Naturode
„Trink!“
Weht der Wind leisen Ton
„Trink!“
Wasser dem
Hirschen hinruft
Es ist dies die Zeit Fülle
Fällt volle Frucht
Ährt weit die Welt
Doch klageblüht der Rosenstock dem Schnitter zu
„Trinke!“
Und wieder wider-es-tönt
Schon ragt Ruhe erste Gipfel
Der Gipfel tiefe Höh
Dein Rühren macht sie
Rauchen
Und schaudernd ich schaue ich staune
Träumend kaum weint es mir
Bin Baum
Bin Wald
Bin Erde
Nur eine letzte Träne dir
Füllt warm der Atemsaft
10. Naturode
– Sie trocknete mir –
Fernhin
Zur Höh gerafft
Fernhin
Zur Ruh geschafft
Fliehender Kraft
Weitab der Schlucht
Ferner der Höhle
Der Weide
Zur Ruh geschafft
Ruht mir
Ruht mich
Zur Nacht
Zur Nacht
Zu Schlaf
Ein Schlaf
Einschlaf
Und gelber Atem
Friert es Träne, Träume, Saft
11. Naturode – Betrachtung
Gesprochen.
Was ist
War immer schon
Und was wird
Ist schon geschehen
Denn die Zeit ist …
Freuds fliehen mir die Stunden
Einrichtungs statisch sich erfließend
Aggregate waberfester Subjektivität
Kräfte formbeugen Absolute dich
Raumartig
Und
Raumreisend
Werde selbst ich mir
Verhältnismäßig
Strahldrehend
Lacht jung die Jugend
Doch fällt ich mich
Wer fällte mich
Denn nicht war was war
Doch wahr was war
Ein Heute sanft kausierend
Den Kopf!
Den Kopf!
Und was wird
Ich lebe!
Übersteigt des Gestern
Ich lebe?
Entropie
Was bist Du?
Bist Du?
… ein Geschöpf des Vaters
12. Naturode
Zur Ewigkeit weint mich die Welt
Doch wob der Elch den Traum
Des Hirschen Wasser blüht Kristall
Und parsifalgetroffen fällt der Schwan
Und singt
Gott
Ist das schön!
Liedtexte: Markus Schönewolf